Am 11. August 2010 habe ich Deutschland verlassen um 10 Tage in einem Meditations- Retreat auf der Insel Ko Phangan zu besuchen und anschließend ein fünf monatiges Praktikum bei einem Produktdesigner in Tokio zu absolvieren.
Auf den folgenden Seiten könnt Ihr nun verfolgen was man auf einer Reise durch Asien und die Millionen- Metropole Tokio so erlebt.
Viel Spaß
Eure Lena

Wat Kow Tham


Wat Kow Tahm
Der Begriff Wat leitet sich von dem Pali- Wort āvāsa ab und bedeutet so viel wie Aufenthaltsort, Wohnstätte. Viele setzten den Begriff Wat mit dem Begriff Kloster gleich, was so aber nicht ganz richtig ist. Im Deutschen hat sich weitgehend die Bezeichnung als Tempel durchgesetzt.

Look Out

Wat Kow Tahm ist eine Klosteranlage und befindet sich auf der Insel Ko Phangan, eine Nachbarinsel Ko Samuis (Thailand).
In diesem Wat befindet sich ein internationales Meditationszentrum in dem, unter Anwendung der Vipassana- (pali: Einsicht; Entfaltung der Einsicht) Meditation, die Methoden, Techniken und das Handwerk der geistlichen Entwicklung gelehrt werden.
Seit 1988 werden die Schüler, welche aus allen Teilen der Welt stammen und Menschen wie du und ich sind, von Rosemary und Steve Weissman unterrichtet.

Rosemary und Steve bieten fast jeden Monat verschiedene Retreats an.
Vom 10- Tages- Retreat, über Retreats für ältere Schüler und spezielle Arbeits- Retreats.

Bei dem 10- Tage- Retreat, welches ich nun das 2. Mal besuchte, werden die formalen Meditationspraxen (Sitz-, Geh- und Stehmeditation), Mitgefühl- Liebende- Güte- Meditationen sowie verschiedene Reflektionen geübt, Arbeitsmeditation praktiziert und Vorträge über die Vipassana- Meditation und den Buddhismus gehalten.

Der Tag beginnt dabei um 4:00 Uhr mit dem Gong.
Um 4:45 Uhr geht es dann mit der ersten, 45 minütigen Sitzmeditation los, gefolgt von einer Yoga- Einheit von 5:30 Uhr bis 6:30.
Anschließend folgen wieder 30 Minuten Sitzmeditation.

Ein Einblick in den Tagesablauf:

4:00       Wecken
4:45       Sitzmeditation
5:30       Yoga
6:30       Sitzmeditation
7:00       Frühstück
8:15       Arbeitsmeditation
9:00       Gehmeditation
9:30       Vortrag, Sitzmeditation
10:15     Wahlweiße weiter Sitzmeditation oder wechseln in die 
             Stehmeditation
10:25     Vortrag
10:30     Gehmeditation
11:00     Mittagessen
13:00     Gehmeditation
13:45     Stehmeditation (so lange es möglich ist, dann wechseln in die 
             Sitzmeditation)
14:45     Gehmeditation
15:30     Sitzmeditation
16:15     Wahlweiße weiter Sitzmeditation oder wechseln in die 
             Stehmeditation
16:30     Gehmeditation
17:15     leichtes Abendessen
18:15     Sitzmeditation
18:45     Wahlweise Steh- oder Gehmeditation
19:15     Vortrag (bis ca. 20:15)

Innerhalb der zehn Tage hat jeder Student die Möglichkeit drei Gespräche (jeweils 15Minuten) mit den Lehrern zuführen, abwechselnd bei Steve und bei Rosemary.
In diesen Gesprächen kann man dann Fragen bezüglich der Meditationspraxis stellen, sich aber auch hilfreiche Ratschläge für die Bewältigung persönlicher Probleme geben lassen. Auch bei körperlichen Beschwerden helfen einem Steve und Rosemary immer gerne weiter.
Die Unterkünfte sind einfach.
Es gibt zwei Arten von Schlafräumen.
Zum einen die sehr einfachen aus Holz. Vielleicht 4- 5m² mit einer Strohmatte auf dem Boden und einer kleinen Lampe an der Wand. Mehr nicht.
Dann gibt es noch die neueren Unterkünfte aus Stein mit Doppel- Stock- Betten aus Holz, auf denen aber auch auf einer Strohmatte genächtigt werden muss.


















Die Toiletten sind zum Teil im westlichen Stil, zum Teil aber auch im thailändischen
Stil (also Stehtoiletten). Zunehmend werden diese jedoch durch westliche WCs ersetzt.
Geduscht wird nach alter Thai- Tradition.
Aus einer großen Wassertonne schöpft man mittels einer Schale Wasser und gießt es sich einfach über. Voila und wach ist man um 4 Uhr morgens.
Die Duschen und WCs werden von den Studenten im Rahmen der Arbeitsmeditation gereinigt und sind dementsprechend doch sehr sauber und angenehm.







Die Verpflegung ist, für meinen Geschmack, ausgezeichnet.
Zum Frühstück gibt es für jeden etwas frisches Obst und dann abwechselnde Gerichte: gekochte Eier, Omelette, Reis mit Gemüse, Asiatische Nudeln, Nudeln mit Tomatensoße, Milchreis mit süßen Bohnen…
Mittags stehen einem dann ein mildes, vegetarisches Gericht mit Tofu, sowie ein scharfes Curry (mal mit Ananas, mal mit Kürbis, mal mit Karotte) zur Auswahl. Als Beilage natürlich Reis, sowie etwas Rohkost und immer einen Nachtisch, basierend auf natürlichen Produkten (Bananen süß angemacht, süße Bohnen, Süß eingekochte Ananas…)
Das leichte Abendessen besteht dann aus einem Obstsalat aus Ananas, Papaya, Banane und Kokosnuss.
Den Abwasch übernehmen auch hier Studenten im Rahmen der Arbeitsmeditation.

Wie schon erwähnt war es für mich der zweite Aufenthalt in diesem Wat. Und somit wurden an mich, als ältere Studentin, auch höhere Erwartungen gerichtet.
Man dient nun schließlich als Vorbild für neue Studenten. Natürlich wird man zu nichts gezwungen; lediglich darum gebeten zu versuchen so gut es geht die Meditaionsposition ruhig einzuhalten und wenn möglich mindestens 30 Minuten der Stehmediatation im stehen zu verbringen.

Der Beginn des Retreats war für mich diesmal doch schwerer als erwartet. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass ich dieses Jahr danach nicht nach Hause zurück kehren werden, sondern weitere 5 Monate im Ausland verbringen werde.
Steve nannte es in unserem ersten Gespräch auch die 2nd- Retreat- Disease.
Beim ersten Retreat ist alles noch ganz neu und aufregend. Beim zweiten Retreat weiß man nun was auf einen zukommt und dass man keine „Erleuchtung“ erfahren wird.
Ein Retreat ist anstrengend und verlangt viel von einem ab.
Man steht früh auf, versucht sich den ganzen Tag bei der Meditation und auch bei allem andern was man tut, zu konzentrieren und achtsam zu sein. Man verpflichtet sich das heilige schweigen einzuhalten und auch das ist in gewisser Weise anstrengend.

Zu dem „Heimweh“ am Anfang gesellt sich bei mir ab dem zweiten Tag auch noch das körperliche Unwohlsein. Mein Kreislauf kommt mit dem frühen Aufstehen nicht ganz so gut zurecht, obwohl wir nachts genug schlafen können und auch nach den Mahlzeiten bleibt meist etwas Zeit um sich ein wenig auszuruhen.
Leider ist es bei mir aber auch so, dass ich nicht eine Nacht durchgeschlafen habe und jede Nacht mehrmals wach wurde.
Während sich die psychische Seite langsam an alles gewöhnt und auf dem Weg der Besserung ist, geht es mir physisch immer weniger gut. Mir ist permanent schwindelig und auch nachts finde ich nicht sonderlich die erholsame Ruhe.
Wie letztes Jahr legt sich dies aber auch am fünften Tag, so dass ich mich nun wieder voll auf die Meditation konzentrieren kann.
Wir konzentrieren uns auf unseren Atem, unseren Körper und unsere Gefühle.
Kommen Gedanken auf, nehmen wir diese ohne Wertung zu Kenntnis und versuchen den Geist weiter fließen zu lassen

„Der Geist ist wie ein sanft dahin strömender Fluss.
Er fließt mühelos in alles hinein, über alles hinweg, um alles herum.
Er bleibt niemals kleben sondern fließt immer beständig weiter“

Was im Gegensatz zum letzten Jahr angenehmer ist: es regnet. Dadurch ist es nicht so heiß und gerade die Gehmeditation in der Mittagshitze wird so erträglicher.

Rückenschmerzen kommen und gehen. Mückenstiche treiben einen zu Verzweiflung und bieten gleichzeitig ein gutes Übungsfeld mit unangenehmen körperlichen Empfindungen um zu gehen.

Eine Meditationseinheit nach der anderen verstreicht. Viele Gedanken gehen einem durch den Kopf: was man in seinem Leben alles erreicht hat und was noch nicht, was man an sich und seinem Leben ändern möchte und was alles gut im eigenen Leben ist, man denkt an Familie und Freunde daheim, die Beziehungen zu einander und zu sich selbst.
Es sind zehn Tage an denen man sich nur auf sich konzentrieren kann. Man muss sich keine Gedanken um die künftigen Tage machen: was mache ich morgen, wann stehe ich auf, was esse ich…
Für all die Fragen die einem im Alltag kommen und für die man sich sonst die Zeit nicht nimmt: jetzt kann man sich diese Zeit nehmen.

Und so verstreichen die zehn Tage doch schneller als manchmal gedacht.
Habe ich mich zwischendurch immer wieder gefragt, warum ich mir all die Rückenschmerzen, Stiche, Schwindelanfälle… eigentlich antue und ob ich das wirklich noch einmal machen soll, so sind am zehnten Tag auf einmal all die Unannehmlichkeiten vergessen und das Gefühl von Stolz überkommt einen: man hat es geschafft, konnte erleben was man selber alles bewältigen kann und das es meistens doch alles gar nicht soo schlimm ist.

Ob ich es nächstes Jahr wieder machen werde weiß ich noch nicht. Mal schauen was die Zeit so bringt.
Jetzt hoffe ich dass mir das Retreat ein bisschen Kraft und innere Ruhe für meine Zeit in Tokyo mit auf den Weg gegeben hat.

Machs gut Wat Kow Tahm